Geschichte

Das Stammhaus von StattRand in Weißwasser

Häuser und Orte haben eine Geschichte, die deren Atmosphäre und Kultur gestalten und Prägen.

Insbesondere das Stammhaus in Weißwasser trägt eine vielfältige Geschichte in sich.
Seit 1938 machen Erlebnisse und Erfahrungen diesen Standort zu einem Besonderen. Es waren nicht nur friedliche und freudvolle Zeiten, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ihm verbinden. An dieser Stelle soll dies einen Platz finden.
Wir distanzieren uns klar und vollständig von allen politischen und pädagogischen Methoden und Maßnahmen, die politisch geprägt waren und die jeglichen Formen von Gewalt, Unterdrückung und Missbrauch Raum boten.

Die historischen Auszüge vor 2004 beruhen auf überlieferten Erzählungen, Presseartikeln der jeweiligen Zeit und letzten, bei der Übernahme des Hauses gefundenen Dokumenten. 

Von der Grundsteinlegung 1938

Die Möglichkeit, in Weißwasser eine zentrale Berufsschule für Glasmacher der Regierungsbezirke Liegnitz und Breslau einzurichten, war nicht nur für Bürgermeister Wenderoth ein ehrgeiziges Ziel. Dafür musste die Stadt ein entsprechendes Internatswohnheim bereitstellen.
Am 12. Juni 1938 erfolgte durch den Bürgermeister die Grundsteinlegung für ein solches Wohnheim, dem späteren Makarenkoheim. Als sich aber herausstellte, dass die Schule nicht im geplanten Umfang aufgebaut werden konnte, wurde das neue Gebäude am Nordausgang der Stadt nach Muskau zur Jugendherberge und Hitler-Jugend-Heim bestimmt.

Das neue Hitler-Jugend-Heim sollte in großem Umfang der Kinder- und Jugenderziehung zur Verfügung stehen.
"Auf einem der anmutigsten Fleckchen von Weißwasser, wo die Stadt ihr einzigartig schönes Gesicht zeigt, liegt mitten im Grünen das Hitler-Jugend-Heim ... hier kann die Jugend Erholung und Entspannung genießen, aber auch das Gemeinschaftsgefühl und die Kameradschaftsfähigkeit für einen möglichen Einsatz im Krieg erlernen ..." wurde es gepriesen.

1940 bis zum Ende des Krieges

Schon Ende 1940 kamen allerdings hier Berliner Schulklassen mit ihren Lehrern unter. Das nationalsozialistische Regime war bestrebt, der Jugend etwas Besonders zu bieten.

Die Berichterstattung der damaligen Zeit stand unter dem Einfluss der nationalsozialistischen Diktatur und wurde in nachfolgenden Texten überliefert, von welchen wir uns als diakonischer Träger des Hauses heute, klar und vollständig distanzieren:
"Erholung, kameradschaftliche Erziehung - letztere war im militärischen Einsatz wichtig - und Liebe zur Heimat sollte die Arbeit mit Kinder und Jugendlichen prägen. Sie sollten kennen lernen, was zu verteidigen wert ist. Weißwassers HJ-Gruppe empörte sich, denn die Nutzung des neuen Heims wurde vorrangig ihnen zugesichert. Noch nie hatte die Führung und Erziehung der Jugend solch hohen Stellenwert, noch nie erhielt die Jugend so viel Freizeitangebote und auch noch nie weilten derart viele Jugendliche als Gäste in Weißwasser, die gut versorgt und unterhalten werden sollten. Die Kulturverantwortlichen der Stadtverwaltung nutzten die reiche Sporttradition der Glasmacher und organisierten gern Wettkämpfe unterschiedlichster sportlicher Bereiche. So fand ein großes Sportfest der Jugend am 8. Juni 1941 auf dem Turnerheimplatz statt, woran 900 Jungen und 400 Mädchen teilnahmen. Erstmals kam es in der Stadt zu einem umfangreichen Jugendtreffen, was mit einem Abschiedsmarsch der Teilnehmer, angeführt von HJ-Musikkorps des Heimes, durch die Straßen endete. Im Jahr darauf konnte bei einem weiteren Sportfest mit einer kleinen Attraktion, der Teilnahme einer Rollschuh-Abteilung, aufgewartet werden."

Ende 1942 bewohnten einige Gebietsführungsmitglieder das HJ-Heim am Stadtrand. Sie hatten die Aufgabe, die Erziehung von 70 Lehrlingen und Jugendarbeitern vorzunehmen. Diese waren im von der Stadt Weißwasser eingerichteten, überbetrieblichen Jugendwohnheim untergebracht. (heute Soziotherapeutische Wohnstätte an der Muskauer Straße)

Als Weißwasser zwei Jahre später zur Verteidigung vorbereitet werden sollte, waren dazu einige militärische Einheiten in der Stadt stationiert. So wurde das HJ-Heim zum Stützpunkt des HJ-Einsatzkommandos des Kampfkommandanten von Weißwasser, SS-Sturmbandführer Graf von und zu Egloffstein. Nachdem die regulären Wehrmachtseinheiten in den Monaten Februar und März 1945 an andere Frontabschnitte verlegt wurden, blieben die Jugendlichen unter Graf Egloffstein als Verteidiger neben etwas Volkssturm und einigen wenigen Polizeibeamten allein zurück. Als der Angriff der russischen Armee am 16. April 1945 an der Neiße begann, erhielten die Jugendlichen vom HJ-Heim aus militärische Aufgaben. Die Aufklärungsabteilung des HJ-Einsatzkommandos erhielten den Befehl, Streifzüge in der näheren Umgebung der Stadt zu unternehmen, um eventuell durch die Frontlinie "gesickerte Sowjets" aufzuspüren.

Der Panzervernichtungstrupp dieses Kommandos hielt sich im unvollendeten Luftschutzbunker im Luther-Park, unterhalb der Eisdiele Habermann, für den Einsatz bereit. Am frühen Nachmittag dieses Tages erhielt diese Gruppe, welche den Grafen Egloffstein zum Jagdschloss begleitete, die Aufgabe, zur Panzerbekämpfung mit dem Fahrrad, ausgerüstet mit Karabinern und Panzerfäusten, zum Kromlauer Weg und zur Grünen Fichte zu fahren (Landstraßeneinmündung Muskauer Straße nach Gablenz). Zu einer Feindberührung kam es jedoch nicht. Der Graf war zu dieser Zeit aus seinem Quartier, dem HJ-Heim, ausgezogen und erkannte bald, dass die militärische Lage für die von ihm angeführten Verteidiger Weißwasser aussichtslos war und löste sie auf.

Nachkriegszeit

Nach der Einnahme der Stadt Weißwasser durch die Rote Armee diente das ehemalige HJ-Heim zurückkehrenden Einwohnern als Notunterkunft bzw. Auffanglager für "elternlose, verwahrloste und herumstrolchende" Kinder und Jugendliche, nachdem es bis dato als Lazarett genutzt wurde.
Mit der beginnenden Umsetzung der Schulreform ab Herbst 1945 galt es für alle Kinder die gleiche Beschulung "ohne Privileg, Herkunft oder Klasse" zu initiieren.

Ab 1949 wurde das Haus der Volksbildung als "Landesheim für gesellschaftliche Erziehung schwer erziehbarer Kinder" zur Verfügung gestellt.
In dieser Zeit erfolgte eine hausinterne Beschulung und die Kontakte mit Gleichaltrigen in der Stadt Weißwasser dürften eher spärlich ausgefallen sein. Der bald gegründete Chor des Kinderheimes kreierte mehrere Heimatlieder, die durchaus den Weg in die Öffentlichkeit fanden.

Die 50er Jahre

Am 13. März 1953 erhielt das Kinderheim den Namen des russischen Pädagogen Anton Semjonowitsch Makarenko, dessen Erziehungsmethoden die neuen Maßstäbe in der jungen DDR bilden sollten. Aufgrund der hohen Bedarfe wird die zeitweilige Betreuung von bis zu 50 Kindern und Jugendlichen im Haus beschrieben.

Mit der Darbietung interessanter Aufgaben für die Kinder und Jugendlichen und der sachkundigen Begleitung für einige Jahre sollte die Erziehung dieser problembehafteten jungen Menschen zu einem vollwertigen und selbstständigen Mitglied der Gesellschaft erfolgen.

Mitte der 50er Jahre erlebte das Haus erneut einen Wandel - vom Kinderheim für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche zum "Normalkinderheim"; die Bewohnenden wurden nun in städtischen Schulen unterrichtet und in der frei gewordenen oberen Etage des Hauses konnten weitere Kinder und Jugendliche untergebracht werden.

Zeitungsartikel aus dem Jahr 1965

Zeitungsartikel aus dem Jahr 1965 beschreiben die Betreuung von bis zu 80 Kindern und Jugendlichen, welche durch 15 Erzieher betreut wurden.

"Das Ziel bestand zunächst darin, sie zu selbstständigen und verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen, frei von militärischen und reaktionären Ideen und Tendenzen.
Die von der Volksbildung geschaffenen Heime gehörten den unterschiedlichsten Kategorien an, so wurde das Kreiskinderheim zunächst als "Landesheim für gesellschaftliche Erziehung" geführt unter der Rubrik "Kinderheim für Kinder ohne genügende Aufsicht". Letzteres ist wörtlich zu nehmen, denn die Verwahrlosung junger Menschen nahm ständig zu. Um überleben zu können, stahl man was man stehlen konnte wie Lebensmittel, Heizmaterial, Wertgegenstände und vieles mehr. Der Schwarzmarkt blühte und man gruppierte sich in organisierten Banden, zerstörte Gebäude, führte Raubüberfälle und Tätlichkeiten durch und bekämpfte sich gegenseitig. Der bis Kriegsende faschistisch-militante Erziehungsstil forderte seinen Tribut und musste mit umfassender, systematischer und langwieriger Arbeit aus ihren Köpfen verbannt und durch sozialistisches Denken ersetzt werden - ein zunächst schier aussichtloses Unterfangen, trotz der nach der demokratischen Umwälzung ausgewählten und ausgebildeten Heimerzieher, Funktionäre und freiwilligen Helfern aus der antifaschistischen "Nationalen Front Deutschlands".

In den folgenden zehn Jahren normalisierte sich das Leben im Heim, eine neue Generation wuchs heran, teilweise noch schwererziehbarer, doch man spürte bereits den Einfluss der demokratisch-sozialistischen Erziehung. Wie diese allerdings mitunter gehandhabt wurde bezeugen einige Recherchen mit Zeitzeugen jener Epoche. Nach außen hin bekannt werden durften nur die positiven Bilanzen des Heimlebens, welche natürlich zweifelsfrei ein Höchstmaß von Aufopferungsbereitschaft des Personals, sowie Wille und Einsicht der Bewohner verlangte.
Es wurden im Laufe der Zeit Verschönerungsmaßnahmen realisiert, man legte selbst Hand an bei der Errichtung hygienischer Anlagen, Waschräume etc. Auch ein Sportraum und Spielplatz standen auf der Wunschliste der Zöglinge. In unzähligen Arbeitseinsätzen bewiesen viele Kinder ihre Loyalität für ihr jetziges Haus. Durch diese Zusammenarbeit bei der Kultivierung des Heimes entstand ein gewisser Kollektivismus, welcher sich ausprägte, je wohler und geborener sich die Kinder und Jugendlichen fühlten. Es gab mitunter sogar Taschengeld und Kollektivprämien bei besonderen Einsätzen, auch wurde besser für das leibliche Wohl und den damit verbundenen Motivationsschub gesorgt. Mädchen, aber auch Jungen, lernten das Nähen, Kleidung wurde somit selbst hergestellt und aus dem ersparten Geld wurde 1958 der erste Fernseher für das Heim gekauft, für diese Zeit ein fantastisches Ereignis für alle Bewohner. Im gleichen Zeitraum wurden für die Gruppen gebauchte Fahrräder angeschafft, welche von den Kindern wie ein Schatz gehegt und gepflegt wurden. Für die heutige computer- und handyverwöhnte Generation nicht nachzuvollziehen.
Im gleichen Jahr forderte der 5. Parteitag der SED, die sozialistische Schule und Heimerziehung weiter auszubauen und zu gestalten. Es fanden daraufhin regelmäßige Weiterbildungen im Erziehungsbereich zu aktuell-politischen Fragen statt, ältere Schüler mit festem Klassenbewusstsein wurden als Hilfserzieher in den Gruppen eingesetzt, die Verbindung Heim-Schule wurde aktiver und Patenschaften mit volkseigenen Betrieben, so u. a. mit dem Kraftverkehr Weißwasser, waren Fazit jener Aktivitäten. Somit standen die ersten Ferienlagerbesuche auf dem Programm, Lehrer unterrichteten Erzieher und Paten in den unterschiedlichsten Fächern und so mancher bestand seine Facharbeiterprüfung ... (...) ...
Von Langerweile oder ungenügender Freizeitgestaltung konnte beim besten Willen nicht die Rede sein. Auf Ordnung, Sauberkeit und Disziplin wurde ein besonderes Augenmerk gerichtet, waren die Kinder des Heimes doch den ständigen kritischen Blicken der Einwohner von Weißwasser ausgesetzt. Diente das Heim doch zu Beginn der Nachkriegszeit vorwiegend als Auffanglager, so hat sich dessen Aufgabe und Bestimmung im Lauf der Zeit gewaltig geändert.
Mittlerweile beherbergte das Haus bis zu 80 Schüler bei nur 15 Erziehern im Schichtbetrieb. Trotz der nun fast ausgeschöpften Kapazität kam es immer wieder zu kurzfristigen Einweisungen durch das Referat Jugendhilfe, mitunter zwar befristet, aber es kam zu Unruhen in den einzelnen Gruppen und das Personal hatte Schwerstarbeit zu leisten, um eine gute kollektive Atmosphäre zu schaffen."

(Auszug eines Erziehers, nicht vollständig)

1988 - 35 Jahre Makarenkoheim

Den 35. Jahrestag der Namensgebung feierte das Makarenkoheim 1988 mit 61 Kindern und Jugendlichen, die im Haus lebten und als "familiengelöste, elternlose und erziehungsgefährdete Kinder aus neun Kreisen des Heimatbezirkes" beschrieben wurden.

90er Jahre

Mit der politischen Wende erhielt das Kinderheim ab dem Jahr 1991 als Kreiskinderheim eine spezielle Richtung. Es wurde zur Lebensstätte für Kinder und Jugendliche, die in Zusammenarbeit mit Eltern und Jugendamt vorübergehende Erziehungshilfe erhalten. Noch im selben Jahr erfolgte die Räumung aufgrund erheblicher Mängel der Bausubstanz und die geplante Sanierung konnte nach einer Zwischennutzung als Unterkunft für bosnische Kriegsflüchtlinge im Jahr 1993 beginnen.

Das Fachwerkgebäude wurde bis 1995 umfangreich saniert und 1995 wiedereröffnet mit 30 - 35 Plätzen. Es gab 3 familienähnliche Wohngruppen mit 15 Einbett- und 9 Zweibettzimmern für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 18 Jahren.
"Ein 'Familienzentrum' soll das Kinderheim einmal werden, wenn die Pläne realisiert worden sind."

2000 - 2004

Im Jahr 2001 nahm der Kinder- und Jugendnotdienst mit Sorgentelefon im Haus seine Tätigkeit auf.

Mit dem 1. Juni 2003 ging das Kinderheim in freie Trägerschaft an das Diakonische Werk Hoyerswerda über und wurde zum Kinderheim der Diakonie. Krise uns Stellenabbau schlossen sich an - von den vorgehaltenen 33 Plätzen waren noch 7 Plätze belegt, von 12 Erziehern noch 4 beschäftigt, sowie ein Hausmeister und es folgte 2004 die Stellenausschreibung der Suche eines Leiters/einer Leiterin für das Kinderheim der Diakonie.

2004 - StattRand gGmbH

Am 1. Juni 2004 wurde das Kinderheim des Diakonischen Werkes Hoyerswerda als gemeinnützige Gesellschaft ausgegründet.
Am 17. Oktober 2004 erhielt die Einrichtung in der Muskauer Straße einen neuen Namen - StattRand gemeinnützige GmbH. "StattRand" steht in großen Lettern gleich auf zwei Tafeln am Weißwasseraner Kinder-, Jugend- und Familienhaus geschrieben.

"Perspektivisch gesehen wird unser Haus nicht nur eine Nutzung als Kinder- und Jugendheim erfahren. Zukünftig hält es unter seinem Dach auch neue Angebote für Jugendliche und Familien bereit. Der neue Name 'StattRand' weist nicht auf die Lage am Rande der Stadt hin, sondern soll vielmehr bedeuten statt am Rand mittendrin. Auch bedeutet es vielmehr Integration, nicht Ausgrenzung der Bewohner."

StattRand gemeinnützige GmbH

Die StattRand gGmbH ist eine Einrichtung, die sich mit der Gründung 2004 auch neuen Standorten öffnet.
 

2006

Seit Mai 2006 gibt es neben der Einrichtung in Weißwasser das Projekt "Wohngruppe Niesky".
Die Wohngruppe ist eine Außenstelle der StattRand gGmbH, die der Träger der Nieskyer Einrichtung ist. Ziel des Projektes ist es, den Jugendlichen in Niesky und Umgebung weitestgehend ihr soziales Umfeld zu erhalten, indem sie wohnortnah untergebracht sind.

Als weiteres Angebot entstand in enger Zusammenarbeit von Erziehungsberatungsstelle und StattRand das "Mädchenprojekt". Dies wird einmal wöchentlich in unserem Haus in Weißwasser durchgeführt. Dieses Projekt wurde im Rahmen eines Wettbewerbs der sächsischen Jugendstiftung "Novum" im Juni 2004 mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Das Angebot des Hauses in Weißwasser ist breit. Neben einem Kinder- und Jugendnotdienst, einer Erziehungsberatung und einer Internatsgruppe gibt es seit 2006 auch eine Wohngruppe für Mütter mit geistiger Behinderung und deren Kinder. "Bei uns erwerben diese Mütter den Elternführerschein". Die Mütter, die alleine mit ihren Kindern nicht zurechtkommen und für erziehungsunfähig erklärt worden sind, lernen in der Einrichtung, wie sie das Leben mit Kind organisieren können. "Wir wollen ihnen eine Chance auf ein selbstständiges Leben geben. Als langfristiges Ziel hat sich das StattRand-Haus gesetzt, das Dachgeschoss umzubauen, um dort Müttern, die den Schritt in die Selbstständigkeit nicht schaffen, eine Möglichkeit zu bieten, zwar allein mit ihrem Kind zu leben, jedoch gleichzeitig von den Mitarbeitern des Hauses unterstützt zu werden. Nach weiteren Überlegungen wurde beschlossen, die vorhandenen Wohnräume der oberen Wohngruppe bedarfsgerecht umzugestalten.
Die Geschäftsführerin Mandy Köhler, selbst Diplom-Sozialpädagogin, erzielte deutschlandweit Beachtung mit der Idee, vor allem geistig behinderte Mütter mit deren Kindern zusammen zu betreuen.

2008 und 2009

Für das Mutter-Kind-Projekt erhielt StattRand den Preis "365 Orte im Land der Ideen" durch den Bundespräsidenten Horst Köhler und wurde in die Liste "Land der Ideen" 2008 aufgenommen.

In den folgenden Jahren erweiterte sich die StattRand gGmbH durch die Übernahme der Außenwohngruppe Rothenburg im Juli 2009 aus der vorangegangenen Trägerschaft der Lebenswelt gGmbH. Im November 2009 wurde die Wohngruppe Görlitz gegründet.

2010 und 2011

Nach einem ersten Umbau der oberen Etage des Mutter-/Vater-Kind-Bereiches in Weißwasser 2010 erfolgte in einem zweiten Bauabschnitt die umfassende Sanierung des Mutter-/Vater-Kind-Bereiches im Erdgeschosses ab Februar 2011. Es entstanden Eltern-Kind-Appartements mit eigener integrierter Toilette, einem neuen Aufenthaltsraum mit Wohnküche sowie dem Anbau einer großen Terrasse, deren Finanzierung ebenfalls mit einer großzügigen Spende des Vattenfall Seniorenclubs des Tagebaues Nochten/Reichwalde ermöglicht wurde und im Jahr 2013 verwirklicht werden konnte.
Zudem wurde der Eingangsbereich zur Verwaltung umgestaltet und der "ehemalige Steinflur" gehört seitdem zum Wohnbereich und kann nicht mehr direkt über den Seiteneingang erreicht werden.

2011 - Holzkünstler Thomas Schwarz gestaltet  Baum-Relief, Bild wird Teil eines Insektenhotels in Weißwasser
"Aus drei alten Pappel-Stämmen auf dem Grundstück des Eltern-Kind-Hauses 'StattRand' soll in den nächsten Wochen ein überdachtes Insektenhotel entstehen. In dieser Woche schnitzt der Holzkünstler Thomas Schwarz aus Schleife in den dicksten der drei Stämme ein Holz-Relief.
'Auf dem Relief soll später die Metamorphose eines Schmetterlings zu sehen sein. Die Bildung von der Raupe zur Puppe bis hin zum Schmetterling.', erklärt Thomas Schwarz. Der Holzkünstler, der sich seit zehn Jahren mit dem Anfertigen von Holzskulpturen beschäftigt, will zusammen mit Roland Mickan, dem ökologischen Hausmeister des Hauses, und einigen Jugendlichen ein einzigartiges und unverkennbares Insektenhotel schaffen."
Lausitzer Rundschau 14.07.2011

2012

2012 nahm das Team der Rothenburger Wohngruppe erstmals eine Mutter im Mutter-/Vater-Kind-Projekt auf.

Steigende Bedarfe und Nachfragen bedingen nach Rücksprache mit den Mitarbeiterinnen der Jugendämter im Landkreis Görlitz die Gründung einer zweiten Kinder- und Jugendwohngruppe am Standort Görlitz im September.

Am Standort in Weißwasser begann die Arbeit im Kleinkindgruppenprojekt ab Oktober in den ehemaligen Räumen des Internatwohnens, was nicht mehr aufrechterhalten wurde.

2013 und 2014

Nachdem der Mutter-/Vater-Kind-Bereich sich am Standort Weißwasser etabliert und inhaltlich den Bedarfen der Bewohnenden angepasst hat, entschloss sich die StattRand gGmbH 2013 mit dem "Verselbständigungswohnen Weißwasser" ein Übergangsprojekt ins Leben zu rufen, dass den zuvor stationär engmaschig betreuten Müttern/Vätern mit ihrem Kind/ihren Kindern die Option des Trainings eines selbständigen Lebens in einer separaten Wohnung bei zeitweiliger Betreuung durch das Fachpersonal bietet.

Die Inobhutnahmestelle des Landkreises Görlitz bezog im April ihre neuen Räumlichkeiten als nunmehr separater Bereich, losgelöst von der Wohngruppe Weißwasser.

2014 eröffnete das Projekt "Tagesgruppe" am Standort Niesky und begann mit der teilstationären Betreuung und Begleitung von bis zu 6 Kindern.

2014 - 10 Jahre StattRand gGmbH

Das große Jubiläum - 10 Jahre StattRand mit Festbroschüre und einer großen Party am 17.10.2014

"StattRand tauscht Schlauchboot gegen Dampfer
Das Familien-, Kinder- und Jugendhaus in Weißwasser feiert seinen zehnten Geburtstag / Lob für Arbeit als Sozialer Dienstleister
Zehn aufregende und erfolgreiche Jahre liegen hinter dem Familien-, Kinder und Jugendhaus StattRand in Weißwasser. Bei der Geburtstagsfeier am Freitag berichtete Geschäftsführerin Mandy Köhler vom mühsamen Beginn bis zum erfolgreichen Heute. StattRand habe sich immer stärker als sozialer Dienstleister im Landkreis Görlitz durchgesetzt.
Alle Märchen fangen an mit 'Es war einmal ...'. Beim Familien-, Kinder- und Jugendhaus StattRand war das nicht anders, sagt Chefin Mandy Köhler im Beisein zahlreicher Geburtstagsgäste. Es war früher einmal ein DDR-Kinderheim. Der Geruch aus dieser Zeit haftet auch Jahre nach der Wende an der Einrichtung, als es Kreiskinderheim war.
'Der Bedarf, Menschen zu helfen vom Rand der Gesellschaft war groß. Aber wie sollten wir das machen?' erinnerte Landrat Bernd Lange (CDU). 'Es brauchte ein neues Konzept und jemanden, der politisch fei war. Ich bin dankbar, dass damals das Diakonische Werk zu Gesprächen bereit war', so Lange.

Fit machen für die Zukunft
Vor Mandy Köhler hatten schon zwei Leiter das Handtuch geschmissen. Als sie sich auf die Stellenausschreibung 'gut gehendes Kinderheim sucht Leiterin' bewarb, war sie gespannt, was sie erwartet. Das war 2004. Das Kinderheim an der Muskauer Straße hatte sieben Mitarbeiter und noch eine Gruppe. 'Es musste schnell etwas passieren, um das Haus für den Landkreis zu retten und es fit zu machen für die Zukunft.' Der riesige Altschuldenberg und dass man der Sache maximal drei Jahre Überlebenschance gab, sei frustrierend gewesen. Dennoch: Die StattRand-Gesellschaft wurde gegründet. 'Wir waren alles junge Hüpfer, manchmal naiv und nicht in allen Sachen kompetent', räumt die Chefin ein. Aber: Mit einer Handvoll Mitarbeiter gelang es ihr, ein neues Kapitel zu schreiben. 'Wir wollten keine Rettung auf Zeit, sondern mehr.' Heute beschäftigt StattRand über 80 Mitarbeiter. Den anfangs elf Bewohnern folgten einige Hundert in den Jahren. Aktuell sind es 95 - vom Baby über Kinder bis zu Jugendlichen. Sie leben, wie es Mandy Köhler berichtete, in Wohngruppen vor allem in Weißwasser, aber auch in Rothenburg, Niesky und Görlitz. Außerdem ist StattRand Inobhutnahmestelle für den Landkreis.

Längst gelang es, das alte Image abzulegen. Mandy Köhler zitiert einen Werbefachmann: 'Als positiv besetzte Marke etabliert'. Hinter StattRand liegt eine Zeit heftiger Stürme. Am Anfang saß man im Schlauchboot. 'Jede Welle war eine ernsthafte Bedrohung. Heute sind wir im Dampfer unterwegs. Da lässt sich eine Schlechtwetterlage besser überstehen', verglich die Geschäftsführerin die Entwicklung in den zehn Jahren. 'Heute sind wir Partner, verhandeln mit Ämtern auf Augenhöhe.' Dennoch bleibe StattRand ein Zuschussbetrieb, ringe Jahr für Jahr ums Geld und sei auf den Landkreis angewiesen. Ohne die Unterstützung der Sponsoren wurde es dennoch nicht reichen. 'Zig Tausende Euro verpassten uns den Schub - dafür sind wir unendlich dankbar', bekannte Mandy Köhler. Nicht nur baumäßig habe sich vieles zum Guten gewendet. Auch pädagogisch habe das Team dazugelernt, sei an seinen Aufgaben gewachsen und setze auf zeitgemäße Konzepte. Die Bewohner finden bei StattRand einen warmen, herzlichen Ort. In den Wohngruppen lernen die Kinder und Jugendlichen vor allem einfache Regeln des täglichen Miteinanders einzuhalten. Aufräumen, Müll entsorgen, abwaschen. Vor allem aber, für etwas verantwortlich sein.

Ein Lob aufs Team
Mandy Köhler bedankt sich bei den zahlreichen Partnern für die gute Zusammenarbeit, aber vor allem bei ihren Mitarbeitern. 'Ihr seid die Macher, die meine Ideen umsetzen', sagte sie.
Und an solchen mangelt es der temperamentvollen Chefin nicht. Das bescheinigten ihr auch die Mitarbeiter. Silvia Schwarz sagte: 'Dein Ideenreichtum ist grenzenlos und für uns eine Herausforderung. StattRand wäre ohne dich nicht StattRand.' Dann gab es für Mandy Köhler einen 'Oscar' vom Team.
Landrat Bernd Lange betonte unter anderem: 'Ihnen ist es gelungen, aus Misstrauen Vertrauen zu schaffen. Dafür herzlichen Dank.' Sein Geburtstagsgeschenk habe er nicht eingepackt. Es ist eine immer offene Tür, so Lange. 'Und wenn Sie, wie gewünscht, zu einem Kleintier-Zoo kommen, übernehme ich den Kauf und die Patenschaft für große Tiere.' Anerkennung sprach auch aus den Worten von Diakonie-Vorstand Johannes Johne. Er unterstrich die Qualität der Arbeit, die StattRand als sozialer Dienstleister für den Landkreis leiste.

Danke für die Arbeit in den zehn Jahren sagte Weißwassers Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext). 'Es ist nicht einfach in der Region, in der wir leben, so etwas zu leisten.' Er überreichte namens der Stadt einen Scheck über 500 Euro. Denn: 'Neben Herzlichkeit und Engagement ist eben auch Geld notwendig.' Die treuen Begleiter vom Vattenfall-Seniorenklub gratulierten auch mit klingender Münze, überreichten 600 Euro.
Gabi Nitsche"
Lausitzer Rundschau 18.10.2014

2015

Erneut zunehmende Fallanfragen und die nahezu vollständige Anmietung des Hauses in der Bautzener Straße in Görlitz führten zu der Eröffnung einer weiteren Mutter-/Vater-Kind Gruppe am Standort Görlitz zum 01.05.2015. Ebenfalls erfolgte die Einrichtung und Arbeit im Verselbständigungsprojekt für Jugendliche sowie Mütter mit Kindern am Standort Görlitz im Dezember.

Das Erfordernis der Vielzahl eingereister unbegleiteter, minderjähriger Ausländer im Jahr 2015 neben einer Vielzahl weiterer Geflüchteter bedingte die Eröffnung einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Ausländer im November.

2016 und 2017

Im Sommer 2016 wurde aufgrund aktueller Bedarfe der Bereich des Betreuten Wohnens/Verselbständigungswohnens in eine weiteren regulären Mutter-/Vater-Kind Bereich umgewandelt.
Zum Ende des Jahres wurde das ambulante Team mit Sitz in Weißwasser aufgelöst und die ambulanten Hilfen (Einzelnachfrage) an die stationären Einrichtungen je Standort angebunden.

Im Mai 2017 eröffnete am Standort Hoyerswerda die erste spezialisierte Mutter-/Vater-Kind Einrichtung für Eltern mit suchtspezifischem Hintergrund und ergänzt seitdem das Portfolio des Trägers. Ebenso nahm das Team der intensivpädagogischen Kinder- und Jugendwohngruppe in Niesky seine Arbeit auf.

Die Tagesgruppe gewickelte sich im Oktober 2017 von der klassischen Hilfeform nach § 32 SGB VIII zum Angebot der sozialen Gruppenarbeit gem. § 29 SGB VIII weiter und steht hilfebedürftigen Familien nun als "TAMO-Projekt" am Standort Niesky zur Verfügung.

Die sinkende Nachfrage zur Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Ausländern (umA) führte im November 2017 zur Schließung der umA-Wohngruppen in Niesky.

Die Wohngruppe am Standort Weißwasser gab die Jungenspezifik auf und begleitet ab sofort Mädchen und Jungen in den bisherigen Räumlichkeiten.

2018 und 2019

2018 spezialisierte sich die Kinder- und Jugendwohngruppe Rothenburg  in eine Mädchenwohngruppe um.

Am Standort Hoyerswerda nahm im Dezember 2018 das Verselbständigungswohnen für Eltern mit suchtspezifischem Hintergrund die Arbeit auf.

2019 wurden lediglich Kapazitätsveränderungen in den bestehenden Angeboten verhandelt.

2020

Nach langjähriger Vorbereitung nahm ein Team der StattRand gGmbH gemeinsam mit einem Team der Stiftung Diakonie St. Martin im März die gemeinsame Begleitung von Mütter/Vätern mit einer Teilhabebeeinträchtigung und ihren Kindern im Zinzendorf-Haus auf dem Gelände des Martinshofes in Rothenburg auf.

Im Juli spezialisierte sich der Mutter-/Vater-Kind-Bereich Hochpaterre in Görlitz zur zweiten Einrichtung der StattRand für Eltern mit Suchtspezifik.

Ebenfalls im Juli eröffnete die integrative Familienbegleitung Görlitz ihre Einrichtung und begründet eine das Leistungsspektrum des Trägers ergänzende Begleithilfe für Familien.

Aufgrund sinkender Nachfrage beendete die Mädchenwohngruppe Rothenburg im Juli ihre Tätigkeit.

Im Oktober zogen die Wohngruppe Niesky und die intensivpädagogische Wohngruppe Niesky in neue Räume.

2021

Im Juli ergänzte die Neueröffnung der intensivpädagogischen Wohngruppe in Sohland am Rotstein die bereits bestehenden Leistungsangebote der Kinder- und Jugendwohngruppen.

Das Projekt "TAMO" in Niesky wird aufgrund mangelnder Nachfrage nicht weitergeführt.

Im September erfolgte die Erweiterung des Leistungsangebotes der begleiteten Elternschaft in Zusammenarbeit mit der Diakonie St. Martin in Rothenburg.

2022

Im Oktober hält die StattRand folgende Plätze vor:

  • 32 Plätze im Mutter-/Vater-Kind Wohnen
  • davon 4 Plätze im Verselbständigungswohnen für Mütter/Väter mit Kind/Kindern
  • 43 Plätze für Kinder/Jugendliche
  • davon bis zu 6 Plätze in der Inobhutnahmestelle und
  • 6 Plätze in der Kleinkindwohngruppe sowie
  • 7 intensivpädagogische Plätze
  • 2 Plätze in der Integrativen Familienbegleitung
  • 2 Plätze der begleiteten Elternschaft

Standorte sind: Görlitz, Hoyerswerda, Niesky, Rothenburg, Sohland am Rotstein und Weißwasser

Begleiter über viele Jahre - von 1995 bis jetzt

Weihnachtsaktion

Die Mitglieder des Fitnessclub Niesky überraschten unsere Bewohnerinnen und Bewohner erstmals 2009 mit einer "Wunschzettel- und Geschenkeaktion". Viele kleine, liebevoll gepackte und gestaltete Überraschungspakete erfüllten so manchen Wunsch der Kinder, Jugendlichen und Mütter, die in unserem Haus leben.

"Mitglieder des Fitnessclub Niesky erfüllen Weihnachtswünsche
Auch in diesem Jahr konnten die Mädchen und Jungen des Kinder-, Jugend- und Familienhauses StattRand ihre Wunschzettel im Fitnessstudio abgeben. Von den Mitgliedern des Fitnessclubs konnte sich jeder einen Wunschzettel mitnehmen und ein Päckchen für ein Kind packen. Die Wünsche waren breit gefächert und reichen vom Deo bis zum Frisörgutschein. Alle Wünsche wurden erfüllt und die Freude war groß, als Andreas Wende mit einem Auto voller Geschenke auf den Hof fuhr."
20.12.2011

Wunschzettelaktion

Seit 2010 wurden wir von den Mitarbeitern der Vattenfall Europe Mining eingeladen, an deren Wunschzettelaktion teilzunehmen.

Wir danken allen großzügigen Spendern und Kooperationspartnern, die unsere Bewohnenden, aber auch die StattRand gGmbH, seit so vielen Jahren tatkräftig unterstützen!
Ob Bekleidung, Spielzeuge, Fahrräder, Mitgliedsbeiträge bei Sportvereinen, Gutscheine oder Geldspenden und allem, was hier nicht aufgezählt ist - jede Gabe war und ist uns willkommene Unterstützung, erfreut die Bewohnenden und wird von den Mitarbeitern als Wertschätzung ihrer täglichen Arbeit empfunden.